Stoppt die Vorratsdatenspeicherung! Jetzt klicken &handeln! Willst du auch an der Aktion teilnehmen? Hier findest du alle relevanten Infos und Materialien:

Donnerstag, 7. Februar 2008

Ingenieurbaukunst

Die ständig wachsende Bürokratie und teils zwanghafte Verkomplizierung bautechnischer Zusammenhänge wird an einigen Stellen kritisiert. Spezialisten meldeten bereits 2003 ihre Bedenken. Die Einführung von DIN 1045-x wird ebenfalls nicht ausschließlich positiv bewertet. Auch der Probabilistische Wahnsinn greift diese Thematik auf.

Im hektischen Tagesgeschäft geht vieles unter. Die Normen werden nach bestem Wissen und Gewissen angewandt, ohne über die Hintergründe nachzudenken. Ich habe mir als Anwender, Tragwerksplaner und angehender Statiker ein paar Gedanken gemacht.

1. Theorie und Praxis gehören zusammen. Sie sollten deshalb miteinander vereinbar sein und im regelmäßigen Austausch zueinander stehen. Ersteller der Vorschriften und Ausführende müssten sich im ständigen Dialog befinden und sich gegenseitig ergänzen - nicht behindern.

2. Industrieprodukte unterliegen einer Qualitätsüberwachung. Der "verwöhnte" Verbraucher stellt an Bauwerke ähnliche Ansprüche. Trockene Fertigungshallen bieten jedoch ganz andere Voraussetzungen als der raue, ständig wechselnde Baustellenbetrieb. Wind und Wetter sowie örtliche Gegebenheiten erfordern permanente Anpassung und Improvisation der am Schreibtisch erstellten Planungen.

3. Statik ist Modellbildung. Die gesamte Normenreihe DIN 1055-x "Einwirkungen auf Tragwerke" beruht auf empirischen Messungen, Erfahrungen und Annahmen. Es ist verständlicherweise schwierig, ein in jedem Fall exaktes Abbild der Realität vorzugeben, welches dann auch bitteschön immer und überall universell einsetzbar sein soll.

4. Abweichungen von den Grundlagen und Mess(un)genauigkeiten seien an einem Beispiel verdeutlicht. DIN 1055-4:2005-03 gibt u. a. Geschwindigkeitsdrücke vor.

Diese Angaben sind

  • über einen Beobachtungszeitraum von zehn Minuten
  • zeitlich gemittelt
  • für ein einmaliges Auftreten in 50 Jahren
  • zehn Meter über Grund
  • in ebenem und
  • offenem Gelände
gemacht worden.

Naturgemäß können die Annahmen schwanken - und liefern damit unterschiedliche Resultate. Wir berechnen Schnittgrößen, Spannungen und Ausnutzungen auf zwei, drei Stellen nach dem Komma und vergessen oft, auf welchen Voraussetzungen die Ergebnisse eigentlich beruhen.

Den Erstellern unserer viel gerühmten Normen gebührt Respekt und Anerkennung. Ihre Arbeit und Mühen sind nicht zu unterschätzen. Ohne Normen geht es nicht! Die Verfasser sind jedoch (leider) nicht gezwungen, ihre eigenen Vorschriften im Alltag anzuwenden; ich stehe vor der täglichen Aufgabe, die hochwissenschaftlichen, teils praxisfeindlichen Theorien eines Forscherhirns in ausführbare Konstruktionen zu übersetzen.

Das ist wahre Ingenieurbau-Kunst.

Keine Kommentare: