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Samstag, 5. Januar 2008

Ein Jahr mit den 'neuen' Normen

Das Ende des alten ist immer auch der Beginn eines neuen Jahres. Wir lassen das vergangene Jahr Revue passieren - ganz unpolitisch und rein sachlich: 2007 aus bautechnischer Sicht.

Rückblick
Gleich zum 01.01.2007 kam ein richtiger Knaller, der nicht nur in der Silvesternacht laut zu hören war: Die Einführung der Normen DIN 1055-4:2005-03 und DIN 1055-5:2005-07 zur Annahme von Wind- bzw. Schneelasten. Ohne Karenzzeit, sozusagen übergangs-, kompromiss- und schonunglos.

Alt oder neu?
Einen Vorteil hat dieses rigorose Vorgehen: Es herrscht Klarheit. Keine Diskussion, ob "alte" oder "neue" Norm, sondern verbindliche Angaben. Anfangs war leichte Verwirrung zu spüren. Schließlich wurde festgelegt (--> Fachthemen - DIN 1055): Das Datum der Bauantragsstellung ist maßgebend. Erfolgte diese vor dem 01.01.2007 (also - theoretisch - zum 31.12.2006), so durfte nach "alter" Norm bemessen werden. Im Zweifel war - und ist - Rücksprache mit Prüfstatiker und/oder Bauherr erforderlich. Ab dem 01.01. muss die Berechnung nach "neuer" Norm erfolgen.

Es wird nicht einfacher
Wie üblich hatte sich vorher kaum ein Praktiker intensiv mit den neuen Regelungen beschäftigt. Vieles fällt beim einfachen "Lesen" des Normtextes gar nicht auf; erst die echte, eigene Anwendung zeigt konkrete Lücken und Spielräume der Vorschriften auf. An vielen Stellen sind die Regelungen deutlich komplizierter geworden, der Rechenaufwand hat sich überall erhöht. Angeblich soll dadurch eine wirtschaftlichere Bemessung ermöglicht werden; die bemessenden Ingenieure sind die Leidtragenden, die Kosten hierfür werden an den Bauherren weitergegeben. Ob die (tatsächlich vorhandene?) Materialersparnis das zwangsläufig steigende Honorar überschreitet, bleibt abzuwarten.

Im Februar 2007 sorgte die MLTB als harte Nuss für verschiedenste Interpretationen. Die Auslegungs-Anfragen zu DIN 1055-4 vom Mai 2007 schafften zwar an manchen Stellen Klarheit - dafür wurde im Gegenzug durch eben das gleiche Dokument reichlich Unsicherheit gesät. Erst zur Mitte des Jahres waren einige Softwarehersteller soweit, vernünftige Programme anbieten zu können. Eine Handrechnung wird in der Praxis als Zumutung empfunden, ohne halbwegs anständige EDV ist eine Bemessung inzwischen (leider) nicht mehr möglich.

Die offiziellen Stellen verweisen auf die Gemeinden - welche wiederum selbst nur bestenfalls mittelmäßig informiert sind. Wie üblich sind alle Angaben ohne Gewähr. Niemand möchte für die jungen Regelungen geradestehen.

Feinheiten
Höhensprünge und Vordächer wurden in den ursprünglichen Werken nicht explizit erwähnt und werden "nachgereicht". Im Sommer erscheinen zwei Bücher, die sich u.a. mit der Thematik befassen. Die Autoren beider Werke zeigen ebenfalls auf, dass Unklarheit herrscht und sich die Vorschriften erst noch in der Praxis bewähren müssen.

Als Gegenpol zur Globalisierung, Eurocodes und politischer Internationalisierung kocht jedes Bundesland sein eigenes Süppchen. Die Excel-Tabellen des DIBt erfahren die eine oder andere Anpassung, im Oktober wird die MLTB neu aufgelegt. Auch hier wird erneut deutlich, dass vermutlich keiner der Verfasser gezwungen ist, die Vorschriften regelmäßig in den Alltag umzusetzen und anzuwenden. Der Dschungel der Regelwerke wächst ständig an.

Vorblick
Das Jahr 2007 war ein turbulentes Jahr - andere sehen das ähnlich. Auch zu anderen Normen der Reihe DIN 1055-x gab es diverse Neuerungen, die jedoch längst nicht so viele Anwender in derart zahlreichen Bereichen und Regionen betreffen. Schnee- und Windlast sind für alle Arten von Bauwerken von großer Bedeutung.

Die ersten Kinderkrankheiten dürften inzwischen überwunden sein. Wir hoffen, dass das Jahr 2008 von weniger Umstellungen und Unregelmäßigkeiten geplagt wird. Die alten Normen galten über 20 Jahre; die neuen erhalten wohl gerade ihren Feinschliff. Wir hoffen...

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